Hessen im Spiegel russischer Schriftsteller (bis zum 1. Weltkrieg). Gießen 1986.
Von Bernd E. Scholz
Digitalisiert Anfang Januar 2023 in Erinnerung an Dr. Gottfried Kratz († 28. Oktober 2022), meinem lebenslangen Gesprächspartner zum Thema Russland und Deutschland.
Seine tiefschürfenden Arbeiten finden sich auf www.academia.edu
RadioART Essay
“Ich glaube an die Unsterblichkeit der Seele.”
Der russische Dichter Arseni Tarkowski
Von Bernd E. Scholz
Arseni Tarkowski war in der Sowjetunion bis 1962, als sein erstes Gedichtbändchen „Vor dem Schnee“ erschien, nur als Versübersetzer bekannt. Immerhin war er da bereits 55 Jahre alt. Heute wird er in eine Reihe mit Russlands größten Dichtern des 20. Jahrhunderts gestellt: mit Osip Mandelstam, Marina Zwetajewa, Boris Pasternak, Anna Achmatowa, Nikolai Sabolozki, Iosif Brodski.
In Westeuropa wurden seine Gedichte in den 70-er und 80-er Jahren durch seinen Sohn, den Filmregisseur Andrej Tarkowski, bekannt gemacht, der sie in seinen Filmen rezitieren ließ – manchmal sogar vom Vater selber ("Stalker", "Der Spiegel", "Nostalghia").
Im Jahr der Katastrophe von Tschernobyl, 1986, verlor der damals 79-jährige Arseni Tarkowski seinen seit 1983 in Westeuropa lebenden Sohn Andrej nach schwerer Tumorerkrankung in Paris. Beide sind bereits zu Legenden geworden, die Lyrik des einen ist ohne die Filme des anderen nicht zu denken und umgekehrt. Was für Filme! Was für eine Lyrik!
Wer ist dieser in der Tradition der russischen, ja der Weltpoesie sicher wandelnde Arseni Tarkowski eigentlich? - Er schien durch die Dichtung des 20. Jahrhunderts so unbeirrt und unbeirrbar zu schreiten wie weiland Jesus Christus über die Wasser des Sees von Galiläa: alles Bedrohliche, das ihn wie viele andere russische Dichter des 20. Jahrhunderts zu verschlingen drohte, wich immer wieder vor ihm zurück.
RadioART Essay
"Die Newa hüllt sich in Granit..."
Deutsche in St. Petersburg - Rückgewinnung eines Horizonts
Von Bernd E. Scholz
Wie man die deutsche und russische Geschichte auch liest, es gibt einen gemeinsamen Nenner. Die Perspektive, der Horizont, der sich immer wieder beim Gang durch die gemeinsame Geschichte abzeichnet, ist ein europäisches Rußland Hand in Hand mit einem europäischen Deutschland.
An keiner Stadt zeigt sich dies so deutlich wie an St. Petersburg, das im ersten Weltkrieg in Petrograd und 1924 in Leningrad umbenannt wurde, um heute wieder seinen Gründungsnamen zu tragen. Katharina die Große, Gottfried Wilhelm Leibniz, Alexander von Humboldt, Robert und Clara Schumann, Rainer Maria Rilke - all diese Namen und viele andere sind mit St. Petersburg verbunden, und ihre Träger waren St. Petersburg verbunden und sind von dieser Stadt geprägt worden, die mit "der Kais granitenen Gemäuern" immer wieder verheerenden Überschwemmungen und schließlich auch der deutschen Belagerung im Zweiten Weltkrieg standgehalten hat.