RadioART Essay
"Du Bild der Welt, im Wort erschienen ..."
Erinnerung an Boris Pasternak
Von Bernd E. Scholz (Weimar/Lahn)
Gesendet am 11. September 2005
Das Leben des russischen Dichters und Literaturnobelpreisträgers Boris Pasternak war von der Wiege bis zur Bahre eingehüllt in Musik. Im Zwiespalt zwischen Klang, Begriff und Bild entschied er sich jedoch bereits als junger Mann - in seiner Zeit als Philosophiestudent - endgültig für Vers und Poesie; er wurde, wie es im Russischen heißt, ein "Dichter-Philosoph". Da seine teilweise von der sowjetischen Zensur verbotenen Gedichte, bei denen die Naturlyrik überwiegt, überaus anspruchsvoll und in andere Sprachen nur äußerst schwer übersetzbar sind, kennt man ihn im Ausland hauptsächlich als Verfasser des jüngst zum zweitenmal verfilmten Romans "Doktor Zhiwago". Geprägt von Erstem und Zweitem Weltkrieg, Oktoberrevolution, Stalindiktatur und Kaltem Krieg, setzte Pasternak seine Hoffnung auf eine Zukunft, in der keine Teilung der Welt seinem Geist Grenzen setzen würde, die das Seelen- und Gedankenleben zu seiner Zeit fast unmöglich machten.
Ausführlich eingegangen wird in dem Essay auf Pasternaks Studienzeit im Sommer 1912 in Marburg als Student der Philosophie bei Hermann Cohen, Paul Natorp und Nicolai Hartmann. Zu Wort kommt auch der Marburger Lokalhistoriker Hermann Bauer.
Neben zahlreichen Musikeinlagen von Chopin (in der Interpretation seines Freundes Gustav Neuhaus), Tschajkowski, Alexander Skrjabin, Boris Pasternak, Georgij Swiridow erklingt die Stimme des Dichters als O-Ton in einer überaus seltenen Aufnahme des Jahres 1959.