Fjodor M. Dostojewskij:
Der Traum eines lächerlichen Mannes.
(Eine phantastische Erzählung)
Aus dem Russischen neu übersetzt von Erika Beermann
Herausgegeben und mit 10 Annotationen versehen von Bernd E. Scholz
Diese Neu-Übersetzung von Fjodor Michajlowitsch Dostojewskijs »Phantastischer Erzählung«, verdankt ihr Erscheinen dem 200. Geburtstag des
russischen Schriftstellers am 11. November 2021. Sie findet sich im »Tagebuch eines Schriftstellers« vom April 1877, das 1876 und 1877 monatlich in Sankt Petersburg erschien. Neu-übersetzt und
neu-gelesen wurde nach der 30-bändigen Dostojewskij-Ausgabe letzter Hand der Russischen Akademie der Wissenschaften (Leningrad 1972-1990, Auflage 200 Tsd. Ex.).
Das Interesse der Übersetzerin Erika Beermann an der Erzählung war 2015 geweckt worden, als wir uns auf einen Vortrag zu Dostojewskijs »Homburger Periode« (1859 bis Juli 1871) in der Stadtbibliothek
Bad Homburg vorbereiteten. Aus dem bisher in Deutschland ausschließlich so übersetzten »lächerlichen Menschen« wurde entsprechend dem allerersten Satz der Erzählung »ein lächerlicher Mann«, wie es
weltweit Standard ist und auch der modernen Dostojewskij-Forschung entspricht.
Zehn Annotationen des Herausgebers versuchen auf die Wirkung des Autors heute und auf seine Erzählung einzugehen, deren Sujet die russische Wikipedia knappst-möglich zusammengefasst hat:
»Ein einsamer junger Mann, dessen Umfeld ihn von Jugend auf für einen komischen Sonderling hält, beschließt wegen einer Idee, die sich in ihm festgesetzt hat, sich zu erschießen. Doch sein
Gewissen lässt ihm wegen einer von ihm begangenen niederträchtigen Tat keine Ruhe. Im Zwiespalt, den Revolver bereits vor sich, schläft unser Held ein. Im Traum sieht er eine Welt, die äußerlich
haargenau unserer Erde gleicht, in der jedoch alles ideal ist: Es gibt keine Bosheit, keinen Neid, keine Eifersucht, keinen Diebstahl. Diese Erde erscheint in allem ideal. Allmählich verwandelt sich
diese Welt vor seinen Augen in eine gefallene Welt, wie auf unserer Erde, und den Grund für diesen Niedergang stellt unser Held selber dar. Er erwacht als ein völlig anderer Mensch mit der
Erkenntnis, dass es besser ist, in einer unvollkommenen Welt Liebe und Gutes zu säen als umgekehrt … «
Diese Arbeit an der »Homburger Periode«, die wir im Sommer 2021 wiederaufgenommen haben, hatte uns gezeigt, dass nicht nur auf die russische Dostojewskij-Forschung Verlass war, sondern auch auf jene weltweit – heute angenehm unterstützt durch die schnelle Zugänglichkeit der Forschungsmaterialien im russischen Internet, von der wir als Hörer von Alfred Rammelmeyers Dostojewskij-Vorlesung im Wintersemester 1966/67 in Frankfurt am Main nicht einmal zu träumen wagten. Heute scheinen wir besser zu verstehen, was gemeint war, wenn von der irdischen Realisierung des Traums vom »Goldenen Zeitalter« die Rede war, den zu zerstören dem »lächerlichen Mann« – diesem septisch-sündhaften Mann – in der ›Idealität‹ des interplanetarischen Raums vollständig gelingt. Von daher scheint es nicht unberechtigt, wenn die russische Dostojewskij-Interpretin T.A. Kasatkina die Erzählung 1993 »eine kurze vollständige Geschichte der Menschheit« nennt.
Weimar (Lahn) 2021, 106 Seiten
ISBN: 978-3926385.84-0 (Bernd E. Scholz)
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Preis: 8,00 €
Format: 12,7 x 20 cm
Ab 15. Oktober 2021 und/oder auch als eBook!